Presseaussendung: Massiver Polizeieinsatz bei NS-Widerstand Gedenkstätte in Kärnten lässt viele Fragen offen
- OEVZ
- 27. Juli
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 29. Aug.
Redaktion: Innenpolitik, Volksgruppen
Utl.: Internationales Jungendcamp zum Gedenken an 80 Jahre Kriegsende am Peršmanhof durch unverhältnismäßigen Polizeieinsatz gestört
(Wien, 28. Juli 2025)
Mit großer Sorge verfolgen wir die Berichte über eine polizeiliche Aktion am 27.7.2025 im Zusammenhang mit einem antifaschistischen Gedenken des Kriegsendes vor 80 Jahren am Peršmanhof in Südkärnten. Die genauen Umstände dieser Maßnahme sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht vollständig geklärt.
Es wurde jedoch berichtet, dass über 30 teils schwer bewaffnete Polizist:innen, ein Polizeihubschrauber, Drohnen und eine Hundestaffel aufgeboten wurden, um angebliche Verwaltungsübertretungen zu ahnden. Weiters kam zu Identitätsfeststellungen, Festnahmen und einer Hausdurchsuchung (ohne richterliche Genehmigung) in der Gedenkstätte.
Gerade der Ort des Geschehens, der Peršmanhof, hat für die slowenische Volksgruppe in Kärnten eine besondere, historische Bedeutung: Am Ende des Zweiten Weltkrieges kam es dort zu einem Massaker an unschuldigen Kärntner Sloweninnen und Slowenen (auch Kindern) – ein Verbrechen, das tiefe Wunden und ein kollektives Trauma hinterlassen hat, das bis heute spürbar ist.
Der Verein Peršman hat in seiner Aussendung das Vorgehen scharf kritisiert, Markus Gönitzer: „Im Erinnerungsjahr 2025 ist ein solches Vorgehen an einem ehemaligen NS-Tatort nicht nur eine schmerzliche Erfahrung für das Museum Peršman, sondern für alle Gedenkstätten und -initiativen unseres Landes.“
Der Einsatz der Polizei und der Verwaltung in diesem Ausmaß bei Verwaltungsübertretungen, in einer von den Spitzenpolitikern der Republik besuchten Gedenkstätte des staatlichen Terrors an seiner eigenen Bevölkerung durch die Nationalsozialisten und des Widerstandes gegen das NS-Regime, ist mehr als unverhältnismäßig, respektlos und pietätslos.
Angesichts dieser historischen Last sehen wir es als unverzichtbar an, dass in einem demokratischen Rechtsstaat wie Österreich, die Umstände des aktuellen Vorfalls transparent und lückenlos aufgeklärt werden.
Dies ist nicht nur eine Frage der Rechtsstaatlichkeit, sondern auch der historischen Verantwortung und des Respekts gegenüber der slowenischen Volksgruppe, die in ihrer Geschichte vielfach Unrecht erfahren hat.
Präsident Wakounig: „Wir erwarten, dass die zuständigen Stellen – von den Ermittlungsbehörden über die Innenpolitik bis zur Justiz – dieser Aufklärung mit der gebotenen Ernsthaftigkeit und Unabhängigkeit nachkommen. Es ist von zentraler Bedeutung, dass etwaige Fehlhandlungen klar benannt und entsprechende Konsequenzen und Lehren gezogen werden.“
Das Österreichische Volksgruppenzentrum spricht allen Beteiligten das Vertrauen in die rechtsstaatlichen Institutionen aus. Gleichzeitig betonen wir: Eine konsequente Aufarbeitung ist notwendig, um sicherzustellen, dass sich die Traumata der Vergangenheit nicht wiederholen.
Auch die Vertreter der anderen Volksgruppen in Österreich werden diese Aufklärungsarbeit der österreichischen Behörden und der Politik sehr genau beobachten. Nur durch Wachsamkeit, Transparenz und klare Haltung kann das Vertrauen in unsere Demokratie und in das friedliche Zusammenleben gestärkt werden.
Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung.
Österreichisches Volksgruppenzentrum
Präsident DDr. Marian Wakounig
Generalsekretär Mag. Josef Buranits, LL.M.
Teinfaltstraße 4, 1010 Wien
Telefon: +43 1 533 1504
Mail: kontakt@oevz.org
Weitere Aussendungen zum Vorfall bzw. Gedenkort:
Presseaussendung Rat d. Kärntner Slowenen: Peršmanhof: Inzko fordert von Innenminister Karner Offenlegung der Auftraggeber
Aussendung Verein Peršmanhof: persman.at/de/presseaussendung-des-drustvo-verein-persman-zum-polizeieinsatz-an-der-gedenkstaette-und-im-museum-persman-27-07-2025-2/
Aussendung Enotna lista: EL_TI_Polizeieinsatz am Peršman-Hof__2025-07-27
Museum, Gedenk- und Lernort Peršman: persman.at
Land Kärnten: Peršmanhof als Mahnmal für die Zukunft - Land Kärnten
Berichte über den Vorfall:







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